Abb. 11.
Wunderarbeiter St. Ivan
Bulgarien, 11. Jh.
Ikone
St. Ivan gründete im 11. Jh. das Kloster Rila. Auf seiner Kasel sind zwei
stilisierte, spitzkegelige Pilze dargestellt, die sehr an den Psilocybe semilanceata erinnern, siehe Vergleichspilz. Der interessante Hintergrund ist, dass St. Ivan ein Wunderarbeiter war.
Der Psilocybe semilanceata hat im Verhältnis zur Hutgrösse einen sehr langen
Stiel, wie in dieser und vielen anderen christlichen Abbildungen dieser Arbeit zu sehen ist. Der Psilocybe semilanceata ist ein Wiesenpilz. Damit er seine Sporen optimal mit dem Wind verfrachten kann, bildet er einen überproportional langen
Stiel aus. Ein typisches mykologisches Bestimmungsmerkmal dieser Art, Abb. 63.
Die psychoaktiven Wirkstoffe des Psilocybe semilanceata sind die Tryptamine Psilocybin, Psilocin, Baeocystin und Norbaeocystin. Psilocybin ist ein DMT-
Derivat (4-Phosphoryloxy-N, N-dimethyltryptamin). Der Hauptwirkstoff Psilocybin und Psilocin ist chemisch verwandt mit dem Lysergsäurediethylamid (LSD), das ebenfalls aus einem Pilz, dem Schlauchpilz Claviceps purpurea (Mutterkornpilz), stammt.
Dimethyltryptamin (DMT) zählt neben Psilocybin, Meskalin und Lysergsäure-diethylamid zu den stärksten Halluzinogenen. Es wurde schon 1931 von R. H. F. Manske synthetisiert. Ab 1950 entdeckte man, dass DMT in der Flora und Fauna überproportional oft vorkommt. 1972 entdeckte der Nobelpreisträger Dr. Julius Axelrod, dass die menschliche Zirbeldrüse DMT synthetisiert. Die Zirbeldrüse produziert in abnehmenden Mengen bis zum achten Lebensjahr soviel DMT, dass zwischen Realität und Fantasie nicht unterschieden werden kann.
Vergleichspilz: Psilocybe semilanceata
(Spitzkegeliger Kahlkopf), weitere Bezeichnungen siehe Abb. 12.
Vorkommen: Weltweit nördliche Breiten. In Europa weit verbreitet.
Stark psychoaktiv bis äusserst potent.
Bildquelle: theorthodoxchurch.info
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