Abb. 60

Abb. 99.

 

Lambeth Bible

LPL Ms. 3
Canterbury, England, 12. Jh.
fol. 258r

Ezechiels Berufung und die Vision der Schriftrolle.

Sechs Scharfrichter und der Mann, der ein leinernes Gewand trug, erhalten

Gottes Anweisungen.

 

Der Prophet Ezechiel war eine der bemerkenswertesten Persönlichkeiten in der

Zeit des Exils. Während der ersten Verschleppung von 597 und dem Fall

Jerusalems um 587 oder 586 v. Chr., war er Priester. Das Buch Ezechiel gibt

einen Einblick in das Leben des Propheten. Es berichtet von Visionen,

ekstatischen Erlebnissen, freiem Schweben und seltsamen, symbolischen

Zeichen. Wie vielleicht in Zone 2 dieser Ezechiel Miniatur, der zentral im

Hintergrund abgebildete Fünffachpilz. Davon sind drei Pilzhüte im oberen

Bereich rot, im unteren weiss. Sie repräsentieren den Amanita muscaria. Die fünf Pilze sind im System 1 und 4 angeordnet, biblische Zahlensymbolik der Fünf,

siehe Abb. 5.

 

Ezechiels Visionen wurden später sehr wichtig für die jüdische Mystik, speziell

für die Lehren der Kabbala. Es besteht die Möglichkeit, dass der Ritterorden des Hospitals vom Heiligen Johannes von Jerusalem und der Orden der Tempelritter, neben den militärischen Tätigkeiten, auch ägyptische und jüdische Schätze, Artefakte und Schriften gesucht haben, wie vielleicht die der Kabbala. Genau in

der Zeit der Kreuzzüge tauchen zum ersten Mal im mittel- und südfranzösichen

Raum kabbalistische Lehren auf. Die Plaincourault Kapelle, vom Ritterorden des Hospitals vom Heiligen Johannes von Jerusalem im 12. Jh. erbaut, die das Fresko mit dem Amanita muscaria zeigt, befindet sich in Mittelfrankreich, Abb. 5.

Das Verzeichnis der Grossmeister der Hospitalier weist ausschliesslich

französische Namen auf, bis zum 32. Spanischen Grossmeister Juan F.

De Heredia. Vor allem in Spanien verbreiten sich die Lehren der Kabbala weiter

und es folgte eine erstaunliche Entwicklung mit ihrem Höhepunkt, dem pseudepigrafischen Buch „Sohar“ des Rabbis Moses de Leon.

 

Prof. Dr. Gershom Scholem vergleicht die Exerzitien des Spaniers Ignatius von Loyola mit der chassidisch-kabbalistischen Analyse der Entrückung und Ekstase

der Chabad Schule. Im 16. Jh. waren ein Drittel der Jesuiten Conversos jüdischer Herkunft (Marranos), wie auch der zweite Generaloberst Diego Laínez. Einige

waren vor der Gründung vermutlich auch Mitglieder der Illuminados (Los Alumbrados). Die Kabbala wird von vielen verschiedenen Gruppen genutzt, was

sich in der Vielfalt und Widerspruchsfülle ihrer Motive in verschiedenen

Systemen niedergeschlagen hat. Kabbala und Flugsalbe, siehe Abb. 116.

 

Bildquelle: birdgemanimages.com

Lambeth Palace Library