Abb. 74.1.
Lateinischer Psalter von England
BSB Clm 835
Oxford, 1. Viertel 13. Jh.
fol. 17v (039)
Abb. 74.2.
Lateinischer Psalter von England
BSB Clm 835
Oxford, 1. Viertel 13. Jh.
fol. 17v (039)
Detail Zone 1
Vergleichsschleimpilze: Physarum stellatum.
Fruchtkörper mit Stiel des Schleimpilzes der Gattung Physarum. Durchmesser Fruchtkörper ca. 2–3 mm. Der Mycetozoa oder Eumycetozoa (Schleimpilz) der Gattung Physarum ist weltweit vorkommend. Hauptvorkommen innerhalb der Neotropis. In Europa vorkommend.
Schleimpilze vereinen in ihrer Lebensweise Eigenschaften von Tieren und
Pilzen, sie sind ein Taxon einzelliger Lebewesen.
Wie erwähnt, bestanden die Lehren der Kathedralschulen aus vielen
verschiedenen Richtungen. Sie beruhten in erster Linie auf der Beobachtung
der Natur und deren Erfahrung, was Pilzforschung aus medizinischen und psychologischen Gründen logischerweise mit einschloss. Alle Arten wurden untersucht. So auch ganz kleine Pilze wie die Fruchtkörper des Schleimpilzes, dargestellt in dieser über 700 Jahre alten Miniatur.
Die botanisch nahezu perfekte Illustration erstaunt für das 1. Viertel des 13. Jh.
Die ersten botanischen Illustrationen vom 12. Jh. weisen eine viel tiefere Illustrationsqualität auf. Der Fruchtkörper wurde nicht einfach schwarz ausgemalt, sondern zeigt eine spezielle Mikrostruktur, die der natürlichen Oberflächenstruktur sehr nahe kommt. Dasselbe beim blauen Fruchtkörper in der folgenden Abbildung. Die Farbgebung der Schleimpilzstiele entspricht.
Die Fruchtkörper sind sehr klein, die Schwarzen haben einen Durchmesser von
2–3 mm und der Blaue in Abb. 75.2., Physarum leucophaeum, 1 mm. Ein Stück Kirchenglasfenster (Flachglas) und ein Wassertropfen ergibt eine portable Wassertropfenlupe mit einem Vergrösserungsfaktor von ca. 3. Das genügt, um
eine gewisse Schleimpilzforschung zu betreiben. Am Rand des Tropfens werden Vergrösserungsfaktoren von mehr als 3 erreicht, jedoch stark verzerrt. Später wurden auch importierte Hohlgläser verwendet, die mit Wasser gefüllt wurden.
Pilze waren lange Zeit ein Rätsel bezüglich Vermehrung und Befruchtung. Man wusste nur, dass sie mit Bäumen zusammen auftreten, ausser Wiesenpilze.
Darum sind Bäume in den Religionen heilig, teilweise auch Wiesen, siehe
Abb. 117.1./118.2. und Abb. 133. Anhang. Erst im 17. Jh. erkennt Joseph Pitton
de Tournefort (1656–1708), dass Pilze selbstständige Organismen sind. Die aktuelle Erforschung der Pilze zeigt immer mehr deren Schlüsselrolle in der Natur.
Bildquelle: Bayerische Staatsbibliothek
Bildquelle Vergleichspilze: Pinterest.com